Ackerwildkräuter
Seit mehr als 20 Jahren bewirtschaftet der Hof Brechmann seine Ackerflächen nach naturschutzfachlichen Kriterien. Der Schwerpunkt liegt im Erhalt der selten gewordenen Ackerwildkräuter von denen Kornblume und Klatschmohn die Geläufigsten sind.
Die meisten Ackerwildkräuter sind Begleitarten des Getreideanbaus. Auch aus diesem Grund sät die Stiftung auf den von ihr bewirtschafteten Feldern vorrangig Getreide aus. In der Regel sind dies Triticale, eine Kreuzung aus Weizen (Triticum aestivum) und Roggen (Secale cereale), und Roggen als Wintergetreide sowie Gerste (Hordeum vulgare) und Hafer (Avena sativa) als Sommergetreide. Daneben wird in manchen Jahren Buchweizen (Fagopyrum esculentum) angebaut, der zwar botanisch betrachtet zur Familie der Knöterichgewächse zählt, in der Landwirtschaft jedoch als Getreideart gilt. Er wird z. B. zu Mehl verarbeitet. Bei der Stiftung wird er derzeit zusammen mit Weißem Senf (Sinapis alba) als Gründünger eingesetzt.
Die Frühjahrs- und Herbstbestellung im März beziehungsweise im September und Oktober beginnen jeweils mit der Bodenvorbereitung durch Grubber, Federzinkenegge und Pflug, um für eine Durchlüftung zu sorgen und den Boden anzutrocknen. Danach wird das Saatbett mit einer Kreiselegge vorbereitet, anschließend mit einer Walze rückverdichtet und zuletzt die Feldfrucht ausgebracht. Dies geschieht bei der Stiftung in einem Arbeitsgang. Dabei wird gegenüber einer konventionellen Bewirtschaftung nur mit ca. 50 – 70% der Saatstärke gearbeitet.
Um die Ackerwildkrautflora zu unterstützen, werden hin und wieder gezielt die Samen ausgewählter Pflanzen aus dem letzten Anbaujahr unter das Saatgut der Feldfrucht gemischt. Zu den auf diese Weise angesalbten Kräutern gehören im Speziellen das Kahle Ferkelkraut (Hypochoeris glabra), der Lämmersalat (Arnoseris minima), die Kornblume (Centaurea cyanus), der Bauernsenf (Teesdalia nudicaulis), der Sand-Mohn (Papaver argemone), der Saat-Mohn (Papaver dubium) und der Saat-Hohlzahn (Galeopsis segetum). In einem Abstand von ca. drei Jahren wird auf die Äcker Pferdemist ausgebracht, da die Sandböden am Hof sehr karg sind und es sich bei den Ackerwildkräutern ohnehin teilweise um Kümmerformen handelt.
Während der Vegetationsperiode, die in Schloß Holte-Stukenbrock in der Regel von Anfang März bis Ende November reicht, erfolgen keine weiteren Arbeitsschritte, da, anders als im herkömmlichen Ackerbau, auf jede weitere Düngung oder das Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln verzichtet wird. Lediglich die unerwünschte Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense) wird von Hand aus den Beständen gezogen oder ausgesenst, da sie sich ansonsten in den Ackerflächen langfristig großflächig ausbreiten und die Feldfrucht und die übrigen Beikräutern verdrängen würde. Überdies wird händisch das Saatgut der Ackerwildkräuter für das nächste Jahr gewonnen.
Ende Juli bis Anfang August erfolgt die Ernte. Je nach Bedarf werden dabei auch Strohballen zur späteren Einstreu für den Pferdestall gepresst, ansonsten verbleiben die Erntereste auf dem Feld. Um einige erwünschte Ackerwildkräuter auf den Flächen zu etablieren, wird teilweise auf die Ernte und anschließende Bodenbearbeitung verzichtet. Die betreffende Fläche wird dann zum Ende der Vegetationsperiode samt der Feldfrucht, zumeist Roggen, gemulcht und nur Teilbereiche gegrubbert und geeggt. Davon profitiert insbesondere die Wildform der Feuer-Lilie (Lilium bulbiferum).
Text: Anika Telaar